Kikkerschwimmen

Weshalb Kikkerschwimmen?

Weshalb stellen wir hier überhaupt eine neue Anfängerschwimmart vor? Es erscheint schon jetzt unmöglich, die gut gemeinten und sinnvollen Ziele für den Schwimmunterricht in der zur Verfügung stehenden kurzen Unterrichtszeit zu erreichen.

Lange schon wird diskutiert, ob die erste Schwimmart eine Wechselschlag- oder eine Gleichschlagschwimmart sein soll. Beide Seiten haben gute Argumente. In der Praxis hat sich ein pragmatischer Weg durchgesetzt, in dem alle Antriebsarten gleichzeitig und gleichwertig unterrichtet werden. Mit dem Kikkerschwimmen schlagen wir eine «Vorform» des Brustgleichschlags als erste Schwimmart vor.
Im Anschluss an das Kikkerschwimmen soll es darum gehen, die im Sinne des Schwimmsports optimalen und effizienten «richtigen» Schwimmarten zu lernen.

Das Erlernen des Kikkerschwimmens soll zeitlich dem Erlernen des Brustgleichschlags vorgeschoben werden, dies aus folgenden Gründen:

Die Lernenden sollen schnell über eine möglichst einfache Schwimmart verfügen, die ihnen Sicherheit und dadurch Vertrauen in den Aufenthalt im Wasser gibt. Da der Kopf beim Kikkerschwimmen über Wasser bleibt, ist es den Lernenden möglich, die Umgebungssituation im und ums Wasser wahrzunehmen und einzuschätzen. Das subjektive Sicherheitsgefühl und die objektive Sicherheit steigen.

Als nicht beabsichtigter Nebeneffekt ist es für das Unterrichten ein Vorteil, dass die Lernenden beim Erlernen des Kikkerschwimmens jederzeit akustisch erreichbar bleiben.

Die Wassergewöhnung und das Ausatmen ins Wasser ist beim Kikkerschwimmen keine Voraussetzung. Die Antriebskompetenzen können an Land und mit Hilfsmitteln (später ohne Hilfsmittel) im Wasser erfahren, erworben, gefestigt und angewendet werden. Die Bewegungen der Beine und Arme lassen sich mit entsprechenden Hilfsmitteln mit dem Kopf über Wasser ausführen. Dies ermöglicht auch den wasserscheuen, ängstlichen und wasserungewohnten Lernenden, die Antriebsbewegungen auszuführen, ohne untertauchen zu müssen. Eine spätere Korrektur und Verbesserung der Lage ist durch die erworbene Wassersicherheit nicht schwierig.

Selbstverständlich wird bei einem guten Anfängerschwimmunterricht auf eine umfassende Wassergewöhnung grosses Gewicht gelegt. Das Erlernen des Kikkerschwimmes ist in diesem Sinne kein Ersatz, sondern eine Ergänzung des bewährten Aufbaus.

Gegenüber dem technisch (koordinativ) schwierigen optimalen Beinschlag (Schwunggrätsche) des Brustschwimmens ist der «Kikker»-Beinschlag (die Stossgrätsche) einfacher erlernbar. Er lässt sich bei sicheren Schwimmerinnen und Schwimmern gut zur noch effizienteren Form verfeinern.

Von den bekannten vier Elementen des Brustschwimmens, Beinschlag (1), Armzug (2), Atmung (3) und Koordination (4), braucht es für das Kikkerschwimmen nur deren zwei. Die Atmung (3) und die Koordination (4) fallen weg, weil der Kopf über Wasser gehalten werden kann. Kikkerschwimmen erfordert keine Koordination der Atmung mit den Antriebsbewegungen. Es ist dadurch koordinativ weniger anspruchsvoll und kann deshalb schon früher erlernt werden. Die Arm- und Beinbewegungen können zwar rhythmisch koordiniert werden, es ergibt sich aber kein zwingender Bewegungsablauf. Dies auch deshalb, weil die Armbewegung vor allem eine Auftriebshilfe, weniger eine Antriebsbewegung ist.

Das Kikkerschwimmen lässt sich zusammen mit den Basiskompetenzen Ausatmung und Gleiten mühelos zur korrekten Form des Brustschwimmens weiterentwickeln und anwenden.

Eine sich in Schwierigkeiten befindende Person im Wasser versucht sich mit allen Kräften über Wasser zu halten (Selbsterhaltungstrieb des Menschen). Mit dem früh erlernten Kikker-Beinschlag ist die Wahrscheinlichkeit sehr gross, sich selbst retten oder mit länger anhaltenden Hilferufen auf sich aufmerksam machen zu können.

Der hier vorgestellte Aufbau des Brustschwimmens soll in keiner Weise den im Kompetenzmodell (siehe Kapitel «Konzepte und Modelle») dargestellten Aufbau konkurrenzieren, sondern im Anfängerbereich eine sicherheitsspendende Zwischenstufe und koordinativ weniger anspruchsvolle Alternative schaffen. Mit dem Kikkerschwimmen verfügen die Lernenden ausserdem schon früh über eine Stufe der Sicherheitskompetenz, die der Lehrplan 21 als ein Ziel des Schwimmunterrichts einfordert:
Schwimmen: «Die Schülerinnen und Schüler können sicher schwimmen…» (Zürcher Lehrplan 21 / Fachbereich Bewegung und Sport / Kompetenz 6A)
Sicherheit im Wasser: «Die Schülerinnen und Schüler können eine Situation im, am und auf dem Wasser bezüglich Sicherheit einschätzen und in Gefahrensituationen verantwortungsbewusst handeln.» (Zürcher Lehrplan 21 / Fachbereich Bewegung und Sport / Kompetenz 6C)