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Wann KI bei der Recherche hilfreich ist

KI-Tools sind ab sofort Teil der Recherche. Sie bergen die Gefahr, bestehende Defizite in der Informations- und Medienkompetenz zu akzentuieren. Es ist somit darauf zu achten, dass wichtige Fähigkeitsfelder nicht verloren gehen. Vielmehr gilt es, Kompetenzen nachzuholen und auszubauen. Dafür braucht es eine erneute Diskussion über die Qualität von Informationen und Quellen. Und mittelfristig eine klare Verortung der KI-Tools im Rechercheprozess.

Welche Auswirkungen auf die Recherche sind denkbar?

Der Boom von KI-Tools und die damit einhergehende Flut an Informationen fordern die Informations- und Medienkompetenz des Menschen heraus. Dies in einer Zeit, in der bestimmte (menschliche) Fähigkeitsfelder bereits auf dem Rückzug scheinen. Dazu gehören das Wissen über Medientypen, über die Qualität von Quellen, über Publikationszwecke und -prozesse, über Urheberrechte und Lizenzierung oder auch über das Erfassen von (Falsch-)Informationen.
Auf den ersten Blick droht eine Akzentuierung bestehender Defizite. Bleibt der Rechercheprozess doch aus Sicht der Informationskompetenz mindestens so wichtig wie das Ziel der Recherche, das Rechercheprodukt. Nicht nur die Antwort auf eine Recherchefrage ist relevant, sondern auch deren Herleitung und Referenzierung. Bei genauerem Hinsehen fokussieren allerdings bei Weitem nicht alle KI-Tools auf das Rechercheprodukt (i.e. die «Antwort»), sondern bieten zahlreiche nützliche Hilfstellungen auch für die Recherche an sich (z. B. diese Tools). Zudem bergen sie in toto das Potenzial, Metabereiche der Informationskompetenz wie mentale Flexibilität, Kreativität oder schrittweise-annäherndes Vorgehen auf spielerische Art und Weise zu fördern.
Alles in allem ist daher künftig von einer synergetischen Beziehung zwischen Mensch und Maschine, zwischen eigenen und maschinellen Anteilen der Recherche auszugehen. Eine Art Human-in-the-Loop-Ansatz mit vielerlei Vorteilen nicht nur im Bereich der Quantität, sondern auch der Qualität der Recherche. Und doch: Am Ende dieses Prozesses liegt die Hoheit und Verantwortung für die wissenschaftliche Arbeit bis auf Weiteres beim Menschen.

Was passiert, wenn sich dies ändert?

Das würde bedeuten, dass letztlich nicht nur die Quellen von KI-Produkten, sondern auch KI-Produkte selbst als Quellen und KI als Autor qualitativ einzuordnen sind. Eine Denkhypothese mit derzeit offenem Ausgang, beruht die Qualitätsbeurteilung einer Quelle doch häufig auf Wissens- und Wahrheitskonzepten (etwa dem Bezug auf eine geteilte Realität oder auf anderen epistemischen Ansätzen), die im KI-Zeitalter verstärkt offenzulegen und zu hinterfragen sind.

Welche KI-Tools gibt es im Bereich der Recherche?

Bei den KI-Tools für die Recherche lassen sich grob drei Kategorien unterscheiden. Es gibt die reinen Chatbots wie ChatGPT, dann die eigentlichen «KI-enhanced» Recherchetools und zum Schluss die Tools, die ihre Antworten aus PDF-Dokumenten ziehen. 
  • Die Chatbots eignen sich gut für eine erste Ideenfindung beim Start einer Literaturrecherche.
  • Die KI-unterstützten Recherchetools finden dann Anwendung, wenn zu einem Thema gezielt (weiterführende) Literatur gesucht wird.
  • Die Tools, die PDF-Dokumente befragen, sind für die Textverarbeitung geeignet.
Jedes Tool hat seine Vor- und Nachteile. Wenn sie gezielt und spezifisch eingesetzt werden, bieten die Tools einen Mehrwert.

Hinweis zum Datenschutz

KI-Tools, auch diejenigen für die Recherche, verlangen mehrheitlich ein Login (mindestens Name und E-Mail-Adresse). Die Nutzenden müssen einerseits selbst entscheiden, wie viele personenbezogene Daten sie von sich preisgeben, andererseits, ob und wie weit sie der Verwendung der im Verlauf der Nutzung anfallenden Daten zustimmen. Die meisten Tools werden von US-amerikanischen Unternehmen angeboten, das heisst, die Server stehen häufig in den USA.

Zuletzt geändert: 01. Jul 2024, 13:56, [andreas.grossmann@phzh.ch]


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