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Digitale Lehr-Lernsettings
Digitales Lehren und Lernen ist vielfältig. Die Bandbreite reicht vom Einsatz von Lerntechnologien und E-Tools über die Nutzung der Lernplattform ILIAS oder Blended-Learning-Szenarien bis hin zur reinen Online-Lehre. Die Übergänge sind fliessend.

Gemäss Bachmann et al. (2002) und Bremer (o.J.) unterscheiden sich E-Learning-Szenarien durch eine unterschiedliche Intensität und Funktion des Online-Anteils im Kontext der Gesamtveranstaltung. Lehrende müssen sich darüber im Klaren sein, ob
- der Präsenzunterricht wie bisher bestehen bleiben soll,
- Online-Phasen ein optionales Zusatzangebot darstellen oder
- Online-Phasen ein integraler und damit verbindlicher Teil der Gesamtveranstaltung sein sollen.

Eine Anreicherung der Präsenzlehre erfolgt durch die Bereitstellung begleitender Materialien und allenfalls auch Kommunikationsmedien.
Integration bedeutet die Kombination und Verzahnung von Online- und Präsenzphasen. Die Online-Phasen sind dabei ein wesentlicher Teil des Lernangebots.
Bei einer vollständigen Virtualisierung werden Präsenzveranstaltungen durch Online-Angebote ersetzt.
Bachmann, Gudrun, Martina Dittler, Thomas Lehmann, Dieter Glatz und Fritz Rösel. 2001. «Das Internetportal LearnTechNet der Uni Basel: Ein Online Supportsystem für Hochschuldozierende im Rahmen der Integration von E-Learning in die Präsenzuniversität». In Campus 2002 – Die Virtuelle Hochschule in der Konsolidierungsphase, hrsg. v. Gudrun Bachmann, Odette Häfeli und Michael Kindt, 87–97. Müster: Waxmann.
Bremer, Claudia. o.J. Überblick über die Szenarien netzbasierten Lehrens und Lernens. https://www.bremer.cx/material/Bremer_Szenarien.pdf (22.10.2024)

Wenn Lehre und Zusammenarbeit nicht ausschliesslich in Präsenz stattfinden, helfen die beiden Dimensionen Ort und Zeit. Der Ort, an dem eine Lehrveranstaltung stattfindet, ist entweder physisch oder virtuell (online). In synchronen Settings finden Wissensvermittlung, -erwerb und Verarbeitung, Zusammenarbeit und Kommunikation gleichzeitig statt. Beim asynchronen Lernen erfolgt dies zeitversetzt.
Auf Basis dieser Dimensionen findet der Präsenzunterricht am Campus der PH Zürich pyhsisch vor Ort und zeitlich synchron statt. Ein Online-Meeting in Teams oder Zoom ist ebenso synchron, aber virtuell.
Werden Unterlagen (PDF, vertonte Präsentationen, Videos, Lernobjekte, ...) auf ILIAS abgelegt, ist der individuelle Wissenserwerb virtuell und asynchron geplant. Das Selbststudium kann zusätzlich kooperative Elemente enthalten. Die Studierenden treffen sich synchron, virtuell oder physisch. Dazwischen sind viele Kombinationen von Lernsettings möglich.
Die folgenden Kriterien geben Hinweise darauf, wann eine Nutzung der Räumlichkeiten am Campus sinnvoll ist. Viele Situationen oder Inhalte eignen sich für die physische Co-Präsenz, können aber auch Online-Meetings stattfinden. Die Beispiele zur Gestaltung der Aus- und Weiterbildung sollen dabei helfen, geeignete Lernsettings zu finden.
Alle Lehrszenarien, die nicht ausschliesslich face-to-face oder online stattfinden, können als Blended Learning oder hybrides Lernen bezeichnet werden, also als Kombination von virtuellen und nicht-virtuellen Lernsettings und Methoden. (e-teaching.org)
Beim Blended Learning (Integrationskonzept) geht es nicht darum, ein bestehendes Bildungsangebot mit digitalen Elementen anzureichern, sondern um die Komposition eines neuen Lernangebots. Es greift auch zu kurz, den Präsenzunterricht einfach mit asynchronen Elementen zu ergänzen. Der Präsenzunterricht selbst muss ebenfalls verändert werden.
Dazu werden synchrone und asynchrone Elemente an verschiedenen Lernorten orchestriert. Die Herausforderung bei der Planung liegt darin, die Online-Phasen mit Präsenzveranstaltungen in didaktisch sinnvoller Weise zu verknüpfen. Man entscheidet, was online und was Face-to-Face passiert und welche Medien und Werkzeuge eingesetzt werden. Claudia Bremer (o.J.) vergleicht dies mit einer didaktischen Spielwiese und macht verschiedene Vorschläge zu sinnvollen Anordnung und Verknüpfung der Phasen.
Aktuell wird anstelle der Kombination von Präsenz- und Onlinephasen immer häufiger von der didaktisch sinnvollen Verknüpfung synchroner und asynchroner Lehr- und Lernelemente gesprochen. Damit ist gemeint, dass Präsenzphasen auch online stattfinden können, was noch mehr Flexibilität ermöglicht.
Metaanalysen und Studien berichten von einem gleichwertigen Lernerfolg trotz erheblich reduzierter Unterrichtszeit. Eine Flexibilisierung der Bildung durch das Angebot von Blended Learning kann den Zugang zur Bildung verbessern, ohne die Lerneffektivität zu beeinträchtigen.
Flexibles Lernen durch den Ersatz von Präsenzunterricht durch eine Online-Lernumgebung
Claude Müller, Thoralf Mildenberger & Daniel Steingruber (2023)
Lerneffektivität eines flexiblen Lernstudiengangs im Blended Learning-Design
Claude Müller & Thoralf Mildenberger (2021)
Bremer, Claudia. o.J. Überblick über die Szenarien netzbasierten Lehrens und Lernens. https://www.bremer.cx/material/Bremer_Szenarien.pdf (22.10.2024)
Die Grundidee beim Flipped Classroom ist es, die Inhaltsvermittlung, die traditionell gemeinsam vor Ort mit der Lehrperson stattfindet (stattfand), und das Üben und Vertiefen, das zu Hause alleine erledigt wird, zu vertauschen. Ziel dabei ist es, mehr Zeit für das gemeinsame Lernen und Anwenden zu haben (Schäfer 2012).
Die Lernenden eignen sich im Selbststudium (im eigenen Lerntempo) vor der Präsenzveranstaltung die Inhalte an. Im Präsenzunterricht beziehungsweise den synchronen Phasen stehen Lernaktivitäten zur erweiterten Einübung erlernter Konzepte oder aktives Problemlösen im Zentrum.
Die Methode hat Vor- und Nachteile. Sie ist ideal, um die Eigenverantwortung der Lernenden zu fördern, das Lernen zu individualisieren und die Präsenzzeit mit aktivem Lernen zu füllen. Dozierende nehmen dabei eine andere Rolle ein. Ein Flipped-Classroom-Setting muss gut durchdacht und geplant werden. Zu Beginn müssen das Konzept und die Anforderungen sehr gut kommuniziert und Aspekte wie Lernzeit und fehlende Vorbereitung thematisiert werden.
Flipped Classroom kann gemäss Strayer (2012) als eine Sonderform des Blended Learnings (didaktisch sinnvolle Verknüpfung von traditionellen Präsenzveranstaltungen und Online-Lernen) definiert werden. Während Blended Learning viel Spielraum bei der Gestaltung der Online- und Präsenzphasen erlaubt, findet im Flipped Classroom der Wissenserwerb beziehungsweise die Wissenserarbeitung konsequent und meist mithilfe digitaler Technologien ausserhalb der Seminarräume (asynchron) statt.
Digitale Medien und das Internet haben es ermöglicht, zum Beispiel Vorträge zeit- und ortsunabhängig zur Verfügung zu stellen. Sehr häufig wird Flipped Classroom deshalb mit Videos in Verbindung gebracht. Es kann sich aber auch um andere Materialien handeln. Auf alle Fälle müssen die zu vermittelten Inhalte in einer von der Lehrperson unabhängigen Form vorliegen. Nur so kann die Inhaltserschliessung selbstständig vor der gemeinsamen Lernzeit erfolgen. Dazu eignen sich Formate wie Vorlesungsaufzeichnungen, Slidecasts, Audiopodcasts oder Online-Lernmodule.
Insgesamt zeigen Studien, dass man durch die Methode Flipped Classroom keine Wunder im Hinblick auf die Leistung erwarten darf. In den meisten Studien und Meta-Analysen konnten wenige oder gar keine Verbesserungen der Leistung nachgewiesen werden. Kapur et al. (2022) stellen fest, dass die Begeisterung für Flipped Classroom, wie sie derzeit herrscht, nur teilweise gerechtfertigt ist. Es gibt keine belastbaren wissenschaftlichen Beweise für eine bessere Wirksamkeit im Vergleich zu traditionellem Unterricht. Zudem sind Art und Qualität der Implementierung von Flipped Classroom sehr unterschiedlich.
Fail, flip, fix, and feed – Rethinking flipped learning
Manu Kapur, John Hattie, Irina Grossman & Tanmay Sinha (2022)
Auf Basis der Ergebnisse schlagen Kapur at al. vor, dass die Vorbereitungsphase im Flipped Classroom nicht nur aus Instruktion bestehen darf. Vielmehr sollte es um die Entwicklung von Lösungen für neuartige Probleme gehen, selbst wenn die Lernenden dabei nicht die richtigen Lösungen finden. Bevor sie Anweisungen und Erläuterungen erhalten sollten sie selbst recherchieren und scheitern.
Schäfer, Anna Maria. 2012. Das Inverted Classroom Model. In Das Inverted Classroom Model. Begleitband zur ersten deutschen ICM-Konferenz. hrsg. v. Jürgen Handke und Alexander Sperl, 4–11. München: Oldenburg Wissenschaftsverlag.
Strayer, Jeremy F. 2012. How learning in an inverted classroom influences cooperation, innovation and task orientation. Learning Environments Research, 15(2), 171–193.
Hybride Lehrveranstaltungen sind Lernsettings, bei denen Personen zeitgleich miteinander interagieren, sich aber sowohl online (verteilt an verschiedenen Orten) als auch in Präsenz (am gleichen Ort) befinden (Stoller-Schai, 2021).
Es gibt keine einheitliche Terminologie. Für diese Art von Lehrveranstaltungen oder Meetings sind auch Begriffe wie Mixed-Modus oder blended synchronous gebräuchlich.Für hybride Settings oder den Mixed-Modus sind folgende Szenarien denkbar:
- hybride Lehre vor Ort mit allen Studierenden in Präsenz in verschiedenen Räumen
- hybride Lehre vor Ort/Distanz (synchron) mit einem Teil der Studierenden vor Ort und parallel einem Teil online.
Hybrid hat vor allem im englischen Sprachraum im Zusammenhang mit Lehren und Lernen mit digitalen Medien oftmals die Bedeutung von Blended Learning (Integrationskonzept).
Entscheidend für hybride Settings ist, dass alle Teilnehmenden eine gute Tonqualität haben. Eine flexible Raumausstattung ist von Vorteil. Idealerweise haben Teilnehmende die Wahl, wie sie teilnehmen möchten. Das ermöglicht mehr Autonomie, Vorteile hybrider Veranstaltungen werden dann besser erkannt und Nachteile oder technische Probleme eher akzeptiert. Die Wahl ist nicht gleichzusetzen mit Unverbindlichkeit, Anmeldungen für die physische Präsenz sind zwingend nötig. Nur so haben Dozierende Planungssicherheit. Es wäre schade ein hybrides Setting zu planen, wenn der Grossteil der Studierenden oder Weiterbildungsteilnehmenden online teilnehmen will.
Die Durchführung hybrider Lehrveranstaltungen ist sehr anspruchsvoll und stellt hohe Anforderungen an Technik, Didaktik und Organisation. Aus didaktischer Sicht sind Blended-Learning-Szenarien zu bevorzugen. Wenn es darum geht, neue Zielgruppen anzusprechen (Verkaufsargument in der Weiterbildung), die Chancengleichheit zu gewährleisten, den Unterricht anders zu denken und neue Studienmodelle zu entwickeln oder externe Experten (Studierende) an anderen Standorten zu integrieren (Internationalisierung) hat blended-synchronous durchaus Potenzial.
Dann müssen hybride Veranstaltungen aber auch als solche konzipiert werden. Es bringt nichts, eine Präsenzveranstaltung einfach um die Online-Teilnahme zu erweitern. Bei der Planung empfiehlt es sich, den Fokus vor allem auf die Online-Teilnehmenden zu richten und überwiegend digitale Tools zu verwenden.
Stoller-Schai, Daniel 2021. «Hybrid? Hybrid! Nicht Online, nicht Face-to-face, sondern Hybrid – so werden wir in Zukunft zusammen lernen und arbeiten.» In Jahrbuch E-Learning und Wissensmanagement 2021, hrsg. v. Frank Siepmann, 10–15.
Asynchrones Lernen ist ein Lernen, bei dem Kommunikation und Interaktion zeitlich versetzt stattfinden. Es kann überwiegend zeitlich und räumlich unabhängig erfolgen und richtet sich nicht nach fixen Stundenplänen.
Die Studierenden oder Weiterbildungsteilnehmenden sind dabei nicht auf sich alleine gestellt. Sie haben zwar einen hohen Grad an Freiheit und Selbstbestimmung, erhalten aber gleichzeitig viel Orientierung, Begleitung und Feedback.
Gründe für asynchrone Lehr-Lernsettings
- Oftmals ist diese Form des Lernens strukturierter, weniger flüchtig und für die Studierenden leichter zu verdauen.
- Ressourcen (zum Beispiel eine Vorlesungsaufzeichnung oder ein Slidecast) sind immer verfügbar.
- Die Möglichkeiten zur Interaktion und Kommunikation sind vielfältig, sowohl zwischen Dozierenden und Studierenden als auch Studierenden untereinander. In einem Forum mit FAQs oder in einem Teams Kanal bleiben die Inhalte für andere zugänglich.
- Asynchrone Settings geben Freiraum bei Feedback und Reflexion, mehr Zeit zum Nachdenken, um Fragen und Antworten zu formulieren. So muss z.B. im Unterrichtsgespräch auf die Frage einer Dozentin in der Regel sofort geantwortet werden. Über die Antwort in einem Forum können Studierende länger nachdenken.
- Asynchrones Lernen kann auch mit einfacher Technik oder geringer Bandbreite stattfinden.
Asynchrones Lernen bringt Vorteile auf Seiten der Studierenden. Sie sind flexibel und können sich in ihrem individuellen Tempo mit den Inhalten auseinandersetzen und diese vertiefen. Beim asynchronen Lernen wird die Heterogenität der Studierenden besser berücksichtigt und somit die Studierbarkeit erhöht. Gleichzeitig kann aber ein Gefühl der Isolation entstehen. Manche Teilnehmende sind gleichgültig, teilnahmslos oder überfordert. Auf Seiten der Dozierenden kann ein Mehraufwand entstehen.
Asynchrone Arbeitsformen in ILIAS
Aufzeichnungen von Workshops (nur für Mitarbeitende der PH Zürich)
Asynchrone Arbeitsformen mit ILIAS – ein Überblick
Beispielsammlung Team Digital Learning | ILIAS-Kurs mit selbstständiger Beitrittsmöglichkeit
HyFlex-Kurse sind Bildungsangebote, die den Studierenden erlauben zu wählen, wann sie vor Ort oder online teilnehmen und wann sie dies synchron oder asynchron tun. (Beatty 2019, 13)

Übersicht Blended Learning, hybride Lehrformate und HyFlex (Dominic Hassler 2022, basierend auf Margulieux et al. 2014; Hanke & Rachbauer, 2021)
Studierende oder Weiterbildungsteilnehmende haben im HyFlex-Modell immer die Wahl zwischen
- einer Teilnahme vor Ort im Präsenzunterricht
- synchroner virtueller Präsenz per Videokonferenz
- oder der Teilnahme im Distanzunterricht (virtuell und asynchron)
Brian Beatty (2019) nennt folgende Vorteile für Studierende und Weiterbildungsteilnehmer:innen:
- einfachere Teilnahme
- flexiblere Zeitplanung (Vereinbarung mit Beruf und Familie)
- umfangreiche Lernressourcen, die verschiedenen Lernpfade ermöglichen
- individuelles Lerntempo
Für die Institution ergibt sich ebenfalls ein Nutzen:
- grössere Anmelde- und Studierendenzahlen aufgrund der Flexibilität
- kein Limit durch vorhandene Raumkapazitäten
- innovative Unterrichtsansätze
- höhere Abschlussquoten
Beatty, Brian. 2019. Hybrid-flexible course design (1. Auflage). EdTech Books. https://dx.doi.org/10.59668/33
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Zuletzt geändert: 27. Jan 2025, 15:23, Brunnbauer, Carola [carola.brunnbauer@phzh.ch]